Kontakt

Gefäßchirurgie

Nachrichtendetail

Wenn Wunden nicht heilen wollen

Visite: Das Team des Wundmanagements Jan Nobbe (links) und Stephanie Kauling (rechts) mit Chefarzt Dr. med. Siegfried Krishnabhakdi.

Wochen, Monate, Jahre – das Abheilen einer chronischen Wunde kann langwierig sein. Manchmal heilen sie gar nicht. Anhaltende Schmerzen, Schlafstörungen, Wundgeruch, Wundflüssigkeit und die Abhängigkeit von fremder Hilfe begleiten den Alltag der Betroffenen. Nicht selten ist ein „normales“ Leben für diese Menschen nicht mehr möglich. Martin Koestler leidet an einer chronischen Wundheilungsstörung des rechten Unterschenkels, im Volksmund auch offenes Bein genannt. Eine Durchblutungsstörung als Folge einer arteriellen Gefäßerkrankung ist die Ursache. Seit 2013 ist er fortlaufend in Behandlung, unzählige Male operiert worden, Krankenhausaufenthalte von bis zu 85 Tagen am Stück hat er schon hinter sich gebracht. „Notfalls müssen wir amputieren“, erinnert sich Martin Koestler an die Erstprognose vor vier Jahren, bevor er ins Klinikum Herford kam. Die erste Begegnung mit dem Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie im Klinikum machte ihm Mut: „Dr. Krishnabhakdi zeigte mir die vielen Möglichkeiten auf, die eine professionelle Wundversorgung heutzutage bietet und erklärte mir auch die Ursachen für die verzögerte Wundheilung. Er versicherte mir, dass wir von einer Amputation noch ganz weit entfernt seien“. Seitdem wird der 61-Jährige Augustdorfer stationär und ambulant von Fachärzten und professionellen Wundtherapeuten im Klinikum behandelt. Einmal am Tag besucht ihn ein ambulanter Pflegedienst, um beim Verbinden der Wunden zu unterstützen. „Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit ist für eine erfolgreiche Wundbehandlung unabdingbar“, weiß Stephanie Kauling. Sie ist Wundexpertin und Pflegetherapeutin und gehört zum Team des zertifizierten Wundmanagements im Klinikum Herford. In der täglichen Arbeit als Wundtherapeutin unterstützt und berät sie Ärzte, Pflegekräfte, Patienten und Angehörige in der Behandlung und Versorgung von chronischen und komplizierten Wunden. Auch Martin Koestler gehört dazu. „Durch eine individuelle Wundbehandlung können wir unseren Patienten ein Stück Lebensqualität zurückgeben, sie in ihrer Selbstbestimmung und Selbständigkeit stärken. Das bedeutet z. B. Schmerzen zu lindern und die Wundsituation soweit zu stabilisieren, dass ein möglichst normales Leben möglich sein kann.“ Für Martin Koestler bedeutet das vor allem, „seinen Verein“ weiterhin tatkräftig unterstützen zu können. Über 20 Jahre trainierte er die Jugend des FC Augustdorf, war zuletzt Betreuer der 1. Mannschaft. Vor drei Wochen hat er das Amt des Jugendgeschäftsführers übernommen. „Fußball ist meine Leidenschaft. Er hat mir über einige schwere Zeiten hinweggeholfen“, erinnert sich Martin Koestler. Über das Wundmanagement
In Deutschland leiden nach Schätzungen von Fachexperten über 1 Millionen Menschen an einer chronischen Wunde. Dabei handelt es sich um Wunden, die monate- oder sogar jahrelang schlecht oder gar nicht abheilen. Anhaltende Schmerzen, Schlafstörungen, Wundgeruch, Wundflüssigkeit und die Abhängigkeit von fremder Hilfe zur Wundversorgung begleiten den Alltag der betroffenen Menschen und führen nicht selten zu enormen Einschränkungen ihrer Lebensqualität. Die Ursachen für die Wundheilungsstörungen können sehr unterschiedlich sein. Die häufigsten Ursachen sind venöse und/ oder arterielle Gefäßerkrankungen, Druckgeschwüre oder Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit). Seltener sind Tumorerkrankungen, Wunden durch eine Bestrahlung oder Wundheilungsstörungen nach einer Operation Ursache einer chronischen Wunde. Das Wundmanagement im Klinikum Herford ist in diesem Jahr mit dem ICW-Wundsiegel (Initiative Chronische Wunden e. V.) „Wundmanagement im Krankenhaus“ ausgezeichnet worden. Es gehört somit zu den 11 ausgezeichneten Kliniken in Deutschland. Das Qualitätssiegel steht für die Ausführung von zeitgemäßem und professionellem Wundmanagement. Die Wundtherapeuten im Klinikum Herford unterstützen und beraten die behandelnden Ärzte, Pflegekräfte, Patienten und Angehörige der unterschiedlichen Fachkliniken in der Behandlung und Versorgung von chronischen und komplizierten Wunden unter Berücksichtigung der jeweiligen Wundheilungsphase, der Ursache für die bestehende Wundheilungsstörung und den individuellen Bedürfnissen.