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Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Die hebammengeleitete Geburt im Mutter-Kind-Zentrum

Jennifer Becker (links) und Hebamme Jana Klöpper

Seit Oktober 2022 haben werdende Eltern die Möglichkeit, im hebammengeleiteten Kreißsaal zu entbinden.

„Auf eine besondere Art haben wir uns ohne Worte verstanden“

Wir sitzen in Kreißsaal vier. Hier hat Jennifer Becker ihre drei Kinder zur Welt gebracht. Heute erzählt sie von der Geburt ihres dritten „und letzten Kindes“, sagt sie und lacht. „Ein komisches Gefühl hier zu sein, es ist alles wieder so präsent, aber auch schön.“ Ihr gegenüber sitzt Hebamme Jana Klöpper. Gemeinsam haben die beiden Lennart zur Welt gebracht, ganz ohne ärztliche Unterstützung, im hebammengeleiteten Kreißsaal des Klinikums.

Die erste Entbindung ihres Kindes war nicht einfach und mit Komplikationen verbunden, erzählt Jennifer Becker. „Ich war lange traurig, als ich daran zurückdachte“, sagt sie, „am Ende ging alles gut. Ich habe ein gesundes Kind zur Welt bringen dürfen, aber die Geburt ist mir schon als traumatisches Erlebnis im Kopf geblieben“.

Nachdem ihr zweites Kind komplikationslos zur Welt kam, entschied sie sich während ihrer dritten Schwangerschaft für eine Entbindung im hebammengeleiteten Kreißsaal. „Ich habe von meiner Gynäkologin über die Möglichkeit erfahren und auf der Internetseite des Klinikums darüber gelesen. Einerseits war mir die Intimität während der Geburt wichtig, die gegeben ist, wenn man von einer Hebamme betreut wird, im Fall der Fälle aber auf medizinische Hilfe zurückgreifen zu können, gab mir ein Gefühl von Sicherheit.“

In der 36. Schwangerschaftswoche führte Jennifer Becker ein geburtsvorbereitendes Gespräch mit einer Hebamme des Klinikums. Sie wurde gefragt, wie sie sich ihre Geburt vorstellt, was sie sich wünscht und was nicht. „Die Frauen werden im Vorfeld umfassend aufgeklärt. Während des Gesprächs wird deutlich, ob eine Geburt im hebammengeleiteten Kreißsaal stattfinden kann oder ob etwas dagegenspricht“, erklärt Hebamme Jana Klöpper. Als Ausschlusskriterien gelten beispielsweise Risikofaktoren wie ein Bluthochdruck, ein Gestationsdiabetes oder die Größe des Kindes.

„Es war genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte“

In der Nacht vom 1. auf den 2. Mai 2023 setzten Jennifer Beckers Wehen ein, sie und ihr Mann machten sich auf den Weg ins Klinikum. „Gegen 1.00 Uhr sind mein Mann und ich im Kreißsaal angekommen, um 10.00 Uhr haben wir Lennart in unseren Armen gehalten. Mein Mann und ich waren viel für uns, haben Radio gehört, ich habe eine Zeit in der Badewanne verbracht. Es war einfach eine sehr angenehme Atmosphäre. Trotzdem haben wir uns nie allein gefüllt. Jana hat regelmäßig nach uns geschaut, mich untersucht und gefragt, ob sie etwas tun könne. Als ich merkte, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis Lennart geboren würde, blieb Jana bei uns. Wir haben nicht viel gesprochen, auf eine besondere Art haben wir uns ohne Worte verstanden. Jana war da und hat mich unterstützt, wenn ich Unterstützung brauchte. Sie hat mich einfach machen lassen und mich darin bestärkt, die Dinge so zu tun, wie ich sie als richtig empfinde. Ich war Eins mit meinem Kind und habe mich dem Gefühl hingegeben. Und ja, natürlich hatte ich auch Schmerzen, das bleibt bei einer Geburt nicht aus, aber es war einfach entspannt in dem Sinne, dass ich entscheiden durfte, was für mich das Richtige ist und mir guttut. Es war genauso, wie ich es mir vorgestellt hatte.“

Jennifer Becker blickt auf sehr unterschiedliche Geburtserfahrungen zurück. „Eine sehr schöne letzte, sagt sie, „wird mir für immer in Erinnerung bleiben“.

Über den hebammengeleiteten Kreißsaal

Schwangere mussten sich in der Vergangenheit entscheiden: Entweder für eine Geburt zu Hause, im Geburtshaus in Begleitung einer Hebamme oder für eine Geburt im ärztlich geleiteten Kreißsaal eines Krankenhauses. Seit Oktober 2022 haben werdende Eltern, die sich für eine Geburt im Klinikum Herford entscheiden, die Möglichkeit, im hebammengeleiteten Kreißsaal zu entbinden.

Der hebammengeleitete Kreißsaal ist ein Angebot, das sich an Frauen mit unauffälligen Schwangerschaften ab der 37.+0 SSW richtet. In diesem „Kreißsaal-Bereich“ werden Schwangere unter der Geburt ausschließlich von einer Hebamme mit mehrjähriger Berufserfahrung betreut. Das Ziel ist die Förderung des natürlichen Geburtsablaufes. Das Ärzteteam steht jedoch auf Abruf bereit, sollte der Geburtsverlauf eine medizinische Unterstützung benötigen.

Weitere Informationen finden Sie auf der Seite des Mutter-Kind-Zentrums.