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Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Brusterkrankungen

Brusterkrankungen, Mammakarzinom

In Deutschland ist Brustkrebs die häufigste Krebsdiagnose bei Frauen. Das heißt, ungefähr jede 10. Frau bekommt im Laufe ihres Lebens die Diagnose Mammakarzinom von ihrem Frauenarzt mitgeteilt. Eine regelmäßige Vorsorge beim Frauenarzt und das Mammascreening durch die radiologischen Zentren können helfen, die Erkrankung in einem frühen und damit besser therapierbaren Stadium zu erkennen und zu behandeln.

Die Optimierung der Möglichkeiten zur Früherkennung, Diagnose und Behandlung des Brustkrebses ist eine der vordringlichen Aufgaben der Medizin. Es stehen im Klinikum modernste diagnostische apparative Untersuchungsverfahren wie die hochauflösende Ultraschalldiagnostik, Mammografie und Magnetresonanztomografie (MRT) und PET – CT zur Verfügung. 
Interventionelle Diagnostik:

Zusätzlich verfügen wir zur Abklärung von Gewebsveränderungen und auffälligen radiologischen oder sonografischen Befunden über sogenannte interventionelle Verfahren. Unter Röntgenkontrolle und unter Ultraschallsicht werden in örtlicher Betäubung per Vakuumbiopsie („Mammotome“) oder per Stanzbiopsie Gewebeproben entnommen und histopathologisch untersucht. Diese Verfahren führen schonend, schnell und sicher zur Diagnose. Vor allem bei sogenannten Mikroverkalkungen in der Brust ist diese Vorgehen zu empfehlen.

Die Behandlung des Mammakarzinoms ist grundsätzlich interdisziplinär und wird in onkologischen Fallkonferenzen individuell festgelegt. Die beteiligten Haupt-Fachbereiche sind Gynäkologie, medizinische Onkologie, Strahlentherapie, Pathologie, Radiologie, Nuklearmedizin und klinische Psychologie. Drei Therapiesäulen bestimmen das Vorgehen: die Operation, die medikamentöse Therapie und die Strahlentherapie.

Durch die enge Kooperation aller medizinischen Fachbereiche im Rahmen des zertifizierten Brustzentrums im Klinikum Herford, wird eine optimale Behandlung dieser Erkrankung mit der effektiven Koordination der Therapien erreicht. Durch eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit der einzelnen Fachabteilungen kann die Prognose der jeweiligen Krebserkrankung verbessert werden. Wir arbeiten gemeinsam an der stetigen Verbesserung der Behandlung und setzen innovative Techniken ein.

Patientinneninformation – Diagnose Brustkrebs

Besteht aufgrund der Klinik oder Bildgebung der Verdacht auf ein Mammakarzinom, so ist es selbstverständlich, die Diagnose bereits vor der Operation durch eine minimalinvasive Gewebsprobe (Jet-Stanze) zu sichern. Die Diagnose Brustkrebs kann so in fast allen Fällen bereits vor einer Operation gestellt werden. In einigen Fällen können anhand des Untersuchungsergebnisses in der Tumorkonferenz bereits Therapieempfehlungen erarbeitet werden.
Der Vorteil einer solchen Diagnostik liegt darin, dass der Gynäkologe, nun gemeinsam mit der Patientin, die folgenden Schritte der Therapie besprechen und diskutieren kann. Es gibt meist mehrere Möglichkeiten, das weitere Vorgehen zu gestaltet. Die Patientin wird so aktiv in den weiteren Therapieablauf einbezogen und kann diesen nach ihren Erwartungen und Wünschen mitgestalten.

Neben einer sofortigen Operation gibt es die Möglichkeit, zuerst mit einer Chemotherapie (neoadjuvante Chemotherapie) den Tumor zu verkleinern, um bessere Operationsbedingungen zu erreichen.

Nach einer neoadjuvanten Therapie ist es sogar möglich, auch größere Tumore brusterhaltend zu operieren, da das Tumorvolumen aufgrund der Chemotherapie reduziert wurde. Auch kann so getestet werden, wie die Chemotherapie auf den Tumor wirkt. Spricht die Patientin nicht darauf an,  erfolgt ein Wechsel zu alternativen Medikamenten.

Wird eine sofortige Operation empfohlen, so ist heute bei Tumoren mit einer Größe unter 2 cm in über 80 Prozent der Fälle ein brusterhaltendes Vorgehen möglich. Eine anschließende Bestrahlung durch die Strahlentherapeuten gehört dann immer dazu. Bei ungünstigem Tumorsitz, ungünstigen Brust-Tumor-Größenverhältnissen, mehreren Herden oder bei Nachweis von ausgedehnten Krebsvorstufen im umgebenden Gewebe (ductales carcinoma in situ – DCIS) ist eine Entfernung der gesamten Brustdrüse oft nicht zu umgehen. Die Möglichkeiten einer Brustrekonstruktion durch Eigengewebe oder Prothetik oder die Kombination beider Methoden werden den Patientinnen vor der Operation ausführlich dargelegt.
Zu einer Brustkrebs-Operation gehört meist die Entfernung von Wächter – Lymphknoten (Sentinel Nodes) aus der Achselhöhle (Axilla), um abzuklären, ob das Karzinom bereits über die Lymphwege Tumorzellen gestreut hat. Diese Information ist prognostisch wichtig, um die Anschlussbehandlung (Chemotherapie, antihormonelle Therapie, Bestrahlung) optimal festlegen zu können.

In der Achselhöhle befinden sich zwischen 10 und 40 Lymphknoten. Die Zahl schwankt individuell. Früher wurden bei einer Brustkrebsoperation alle auffindbaren Lymphknoten entfernt. Hierbei kann es zu Verletzungen von Gefäßen und Nerven in der Axilla kommen, die bei den Patientinnen zu Problemen im Schulter-Arm-Bereich (Lymphödem des Armes, Sensibilitätsstörungen, Kraftminderung und Bewegungseinschränkung des Armes) führen können.

Heute jedoch ist bei einem Großteil dieser Patientinnen  die komplette Entfernung der Achsellymphknoten nicht mehr notwendig, da zum Zeitpunkt der Diagnose noch keine Tumorzellverschleppung in die Lymphknoten vorliegt. Diese Patientinnen können von der sogenannten Wächterlymphknoten-Biopsie (Sentinel-Node-Biopsie) profitieren.

Als Wächterlymphknoten werden diejenigen Lymphknoten in der Axilla bezeichnet, welche die erste Filterstation im Abflussgebiet des Tumors darstellen. Wurden bereits Tumorzellen über die Lymphwege verstreut, so bleiben diese in den Wächterlymphknoten hängen und können dort mittels der Sentinel-Node-Biopsie nachgewiesen werden. Ist dies der Fall, so müssen alle anderen Lymphknoten der Axilla ebenfalls entfernt werden. Sind die Wächterlymphknoten jedoch tumorfrei, so gilt dies auch für sämtliche andere Lymphknoten in der Achselhöhle. Auf eine komplette Ausräumung aller axillären Lymphknoten kann dann verzichtet werden. Die Patientinnen haben weniger Probleme im Schulter-Arm-Bereich bei gleicher diagnostischer Sicherheit.

Wenn bei brusterhaltender Operation nicht mehr als zwei Wächterlymphknoten befallen sind, kann nach neuesten Erkenntnissen auf eine weitere Achselhöhlenoperation verzichtet werden, wenn eine adäquate Nachbehandlung gewährleistet ist.

Um die speziellen Wächterlymphknoten intraoperativ zu finden, müssen diese präoperativ markiert werden. Hierzu wird vor der Operation ein nuklearmedizinischer Botenstoff (Tracer) um den Tumor injiziert. Dieser Tracer wird über die Lymphwege in Richtung Axilla abtransportiert und reichert sich dort in den Wächterlymphknoten an. Während der Operation kann der Operateur mit Hilfe einer Gammasonde die so markierten Lymphknoten aufspüren und entfernen. Ferner wird während der Operation in manchen Fällen ein blauer Farbstoff um den Tumor injiziert, der sich ebenfalls in den Wächterlymphknoten anreichert. Die Wächterlymphknoten werden dadurch zusätzlich blau angefärbt, wodurch das schonende Auffinden erleichtert wird.

Vor oder nach der Operation werden in Abhängigkeit von der Initialsituation noch einige Zusatzuntersuchungen durchgeführt (Röntgen der Lunge, Ultraschall der Leber, Knochendarstellung per Knochenszintigrafie), um auszuschließen, dass bereits Absiedlungen des Tumors (Metastasen) in anderen Organen vorliegen.

Nach Vorliegen dieser Untersuchungsergebnisse und den Ergebnissen aller feingeweblichen Beurteilungen wird in der Tumorkonferenz mit allen beteiligten Fachabteilungen über eine weitere Therapie (Chemotherapie, antihormonelle Therapie, Antikörpertherapie, Bestrahlung) entschieden.