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Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

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Medizin der Zukunft

Während der Operation im Klinikum werden Aufnahmen aus dem Bauchraum des Patienten gemacht.
Ärzte aus Klinikum und Charité sichern Befund per Videoliveschaltung Vom Operationssaal des Klinikums in Herford direkt in die Charité nach Berlin. Bei der Diagnose Bauchfellkrebs (Peritonealkarzinose) arbeiten beide Häuser ab sofort per Videoübertragung eng zusammen. Mediziner aus der Charité sind live in den OP des Klinikums geschaltet und können die Operation von Berlin aus am Bildschirm mitverfolgen. Noch während der OP entscheiden Prof. Dr. Günther Winde, Direktor der Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Thoraxchirurgie und Proktologie im Klinikum Herford, und Spezialisten aus Berlin gemeinsam, ob das noch recht neue HIPEC-Verfahren zur Behandlung von Bauchfellkrebs für den Patienten in Frage kommt. Beim HIPEC-Verfahren wird das Bauchfell chirurgisch entfernt und die Bauchhöhle mit einer erwärmten Chemotherapie-Lösung gespült. Entscheiden sich die Mediziner während der Liveschaltung für diese Therapie, wird der Patient zur Weiterbehandlung nach Berlin verlegt. Die Charité bietet diese Kombinationstherapie als eines von wenigen spezialisierten chirurgischen Zentren in Deutschland an. „Diese kooperative Behandlungsplanung zwischen zwei operativen Universitätskliniken ist in Deutschland einzigartig“, freut sich Prof. Winde. Außerdem bedeute das Verfahren eine deutliche Verbesserung der Prognose für die Patienten. Pro Jahr werden rund 200 Patienten mit einem Tumorbefall des Bauchfells am Klinikum Herford behandelt. Geeignet für das HIPEC-Verfahren sind Patienten, deren Tumoren nicht dicker als drei Millimeter sind. Außerdem sollte der Patient in einer stabilen Verfassung sein und keine weiteren Tumoren haben. „Bei rund 8 bis 10 Prozent der Fälle ist es möglich, eine Operation des Tumors nach dem HIPEC-Verfahren durchzuführen“, erklärt Prof. Günther Winde. Grund für die geringe Patientenzahl ist, dass die Chemotherapie-Lösung nur wenige Millimeter tief in die Krebsschicht eindringt und deshalb nur zur Behandlung kleinerer Tumoren geeignet ist. Durch die Zusammenarbeit beider Kliniken und die gemeinsame Therapieentscheidung wird dem Patienten der Weg nach Berlin sowie eine mögliche weitere Operation erspart. Patienten, die sich nicht für das Verfahren eignen, werden im Klinikum Herford weiterbehandelt. Was für eine Art Krebs ist die Peritonealkarzinose und wie funktioniert das HIPEC-Verfahren? Verstreute Metastasen im Bauchraum (Peritonealkarzinose) treten häufig als Begleiterscheinung von fortgeschrittenen Tumoren des Bauchraums auf und kommen daher eher im Spätstadium einer Krebserkrankung vor. Es ist allerdings auch möglich, dass der Krebs erst sehr spät – erst im Stadium der Peritonealkarzinose – entdeckt wird. In dieser Situation ist es häufig therapeutisch nur noch möglich, eine Chemotherapie durchzuführen oder bestmöglich unterstützende Behandlungsmaßnahmen („best-supportive-care“) zum Erhalt der Lebensqualität zu organisieren. „Bei rund 8 bis 10 Prozent der Fälle ist es möglich, eine Operation zur Verkleinerung des Tumors durchzuführen, an die sich eine intraoperative Chemotherapie mit einer Überwärmung auf bis 41 Grad im Bauchraum anschließt. Die Überwärmung (Hyperthermie) regt den Stoffwechsel der Krebszellen im Bauchraum stark an, sodass sich die Medikamente besonders stark in den Krebszellen anreichern. Diese Extremchirurgie steigert die Überlebenszeiten über das Maß der systemischen Chemotherapie.